18 Juli Plastik-Wergwerf-Papperlapapp-Becher
Heute habe ich mich seit langem einmal richtig geärgert. Als der Ärger vorbei war, war ich ehrlich entsetzt und als ich das überwunden hatte, hab ich mich entschlossen, mir beides von der Seele zu schreiben.
Aber fangen wir am Anfang an. Ich musste heute morgen kurz einkaufen gehen, weil sonst das Mittagessen sehr spartanisch ausgefallen wäre. Gegenüber von meiner Wohnung gibt es einen großen Parkplatz, der mit verschiedenen Läden umgeben ist: Supermarkt, Bäcker, Schnickschnackladen und ein Ärztehaus. Und als ich ankam, sah ich DAS:
Es ist nicht nur der Anblick des Mülls, der offensichtlich nicht von der Müllabfuhr abgeholt wurde (alle anderen Mülleimer der Gegend sehen ähnlich aus). Was mich wirklich entsetzt hat, war die Masse an Wegwerfbechern, die auf den Fotos gut zu sehen sind.
Noch einmal zur location: der Bäcker, dessen Becher hier im Überfluss zu sehen sind, liegt ca. zehn Meter vom Mülleimer entfernt. Das wirklich Bekloppte daran ist, dass der Bäcker sogar Tische und Stühle hat und man dort seinen Kaffee aus einem Porzellanbecher trinken kann. Und wenn man coronabedingt auf Abstand bleiben wollte, könnte man sich mit einem solchen Becher ein Stück abseits hinstellen(was ja offensichtlich auch mit einem Becher to-go so stattgefunden hat). Offensichtlich ist es trotzdem noch zu aufwändig, weil man die Tasse wieder in den Bäcker zurücktragen muss. Der Pappbecher fliegt einfach in die Tonne: Bam!! Schon wieder drei Meter Weg gespart! (Tschuldigung:10 Meter).
1. Frage: Warum ist es überhaupt möglich, sich einen Pappbecher zu kaufen, wenn es, wie in diesem Fall, auch eine andere Lösung gibt?
Auf jedem Weihnachtsmarkt bezahlen wir 1€ oder 2€, wenn wir unseren Glühwein oder Kakao in einer bunt verzierten Tasse kaufen. Es ist völlig normal, dass wir diesen wieder zurückgeben, wenn wir fertig sind. Sicher gibt es ein paar Menschen, die den Becher mitnehmen und das ist auch okay, weil sie dafür bezahlt haben. Dasselbe Prinzip beim Bäcker wäre völlig problemlos zu verwirklichen. Noch dazu ist der Anreiz, eine weiße Billigtasse mitzunehmen deutlich geringer als bei einer hübschen (Geschmackssache!) Weihnachtsmarkttasse.
2.Frage: Warum wird der Bäcker nicht für „seinen“ Müll verantwortlich gemacht?
In dem oben beschriebenen Fall wird das Problem Müll durch Wegwerfbecher ja nur zu deutlich. Das Minimum wäre doch wohl, dass der Bäcker einen eigenen Mülleimer besitzt, in den Menschen ihren Becher werfen können. Aber eigentlich gehörten diese Pappbecher so teuer gemacht, dass sie schon im Erwerb für den Bäcker empfindlich sind. Und ja, es wird immer auf unseren Schultern landen. Denn wenn wir dann weiter „unseren-verdammt- nochmal- praktischen-ich will-weiter-so-machen-wie-immer-Becher“ bestellen, wird der Inhalt schon alleine wegen des Bechers teurer sein, als der Inhalt einer Pfandtasse.
3.Frage: Warum dürfen Bäcker darauf bestehen, nur den bei ihnen erworbenen Becher, der wiederbefüllbar ist, wieder zu befüllen?
Dieses System ist eine Frechheit und kann keinem Argument standhalten außer, dass der Bäcker Gewinn macht, indem er mutwillig Kunden an sich bindet. Wie bescheuert, dass ein Laden wie McDonalds ausgerechnet hier besser ist als der Bäcker nebenan. Und ganz echt: die meisten Bäcker sind nicht der Familienbetrieb, der um jedes verkaufte Brot bangen muss, sondern große Ketten wie Bäcker Kruse oder Hesse oder oder oder. Es ist der pure Wahnsinn, wieviele Becher alleine in Deutschland jährlich verbraucht werden. Im Jahr 2019 waren es 2,8 Milliarden Becher. Alle Becher sind kunststoffbeschichtet oder sogar komplett aus Kunststoff („Kunst“ hat hier definitiv eine andere Bedeutung als bei einem Bild von Picasso
Auf der Seite https://de.statista.com/infografik/18133/verbrauch-von-einwegbechern-in-deutschland/ könnt ihr die Daten von 2019 einsehen.
Ich würde zu gerne eine positive Nachricht über die To-Go-Kaffeebecher mit in diesen Artikel einbauen. Und zunächst dachte ich auch, dass mir das gelingt, weil es ein neues Gesetz gibt, das Plastikgeschirr, Strohhalme, Wattestäbchen aus Plastik und auf den ersten Blick auch Coffee-to-go-Becher verbietet. Laut einer Verordnung der Bundesregierung haben „Die Verbots- und Sanktionsvorschriften haben nach Artikel 17 Absatz 1 Unterabsatz 2 Spiegelstrich 1 der Richtlinie (EU) 2019/904 ab dem 3. Juli 2021 zu gelten“.
Es ist der blanke Hohn, dass in diesem Zusammenhang auch Luftballonstäbe aus Plastik verboten werden. Viel entscheidender für die Vermüllung der Natur und auch der Städte sind sicher die Wegwerfbecher. Und was zunächst gut aussieht (Verbot von Plastikbechern und To-Go-Bechern), entpuppt sich als Farce. Denn was verboten wird sind Styroporbecher! Entschuldigung! Die gibt es doch praktisch nicht mehr.
Du siehst: Ich bin wirklich auf 180!!
Was machst du, um unterwegs Kaffee trinken zu können? Ich freue mich auf Anregungen!
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