Auf dem Brocken ist die Hölle los-Der Harz im Umbruch

Ich bin gerade für ein paar Tage in den Harz gefahren, um in Ruhe an meinem Blog zu arbeiten. Mein Feriendomizil liegt in St. Andreasberg, am Rande des Nationalpark Harz. Auf der Karte konnte ich vorab erkennen, dass ich diverse Wanderwege direkt um die Ecke habe, schöne Aussichten werde genießen können und dennoch so „stadtnah“bin, dass ich fussläufig einkaufen gehen kann. So weit, so gut. Was ich nicht wusste, ist, dass der Harz einem Schlachtfeld gleicht. Und darum geht es in diesem Beitrag.

Je näher ich meinem Ziel kam, desto kaputter wirkte der Wald. Keine Fichte, die nicht entweder schon tot war und bereits umgestürzt am Boden lag oder deren Nadeln bereits abgestorben am Baum hingen. Wie das aussah, siehst du im Video rechts:


Quelle: www.sklima.de

Was ist passiert?

Der Harz ist früher Bergbaugebiet gewesen. Davon zeugen hier in der Gegend auch die vielen stillgelegten Grubeneingänge. Zum Zweck des Bergbaus wurde sehr viel Holz benötigt. Stollen und Stauteiche gegraben und der damalige Mischwald abgeholzt. Die Gegenmaßnahme bestand darin, schnell wachsende Fichten in Monokultur nachzupflanzen (Bergbau gibt es im Harz seit dem Mittelalter oder sogar länger-die Anpflanzung der Monokultur ist also schon ein bisschen her). Diese Fichten haben hier zum Großteil nicht ihren natürlichen Lebensraum. Das ist ungefähr damit vergleichbar, wenn du dir vorstellst, dass du als Mitteleuropäer nach Death Valley versetzt wirst und dir leider nur ein Liter Wasser pro Tag zum Trinken zur Verfügung gestellt wird. Du wirst das eine Zeit lang aushalten, aber kommt dann eine Belastung wie eine Krankheit, dann hast du keine Kraft, dich gegen diese zu wehren. Dein Körper ist ja schon so genug damit beschäftigt, überhaupt am Leben zu bleiben.

So ist es mit den Fichten passiert. Ihr ihnen nicht angemessener Lebensraum hat sich durch die Veränderung des Klimas zusätzlich verändert. 

Der Borkenkäfer feiert Walpurgisnacht

Die durchschnittliche Jahrestemperatur auf dem Brocken, dem höchsten Berg des Harz, ist seit 1848 von durchschnittlich 1,5° auf durchschnittlich 5° im Jahr 2018 gestiegen. Was zur Hölle! Die Bäume müssen sich fühlen, als wären sie im Fegefeuer. Durch die Veränderung des Klimas haben die Bäume auch mehr mit Stürmen und Dürren zu kämpfen als je zuvor. Aber das alles hätten sie vielleicht noch ausgehalten, wenn da nicht ein kleiner Käfer wäre, der sich über sie hermacht.

Der Borkenkäfer! Parasiten und Fressfeinde gibt es in der Natur immer. Der Borkenkäfer befällt normalerweise absterbende und kranke Bäume. Und da normalerweise jede Fichte im Harz krank ist, konnte sich der Käfer rasant vermehren, weil die völlig geschwächten Bäume nichts entgegenzusetzen hatten bzw. haben.

Oben im Beitrag siehst du die abgefallene Rinde einer bereits gestürzten Fichte. Du erkennst darauf die Wege, die der Käfer gefressen hat.

Was übrig bleibt, ist das, was du oben im Video siehst.

Die Sonne geht auf

Bisher erscheint ein Bild des Schreckens und das ist es auch zunächst. Dennoch gibt es gute Neuigkeiten!Der Naturpark Harz geht einem hoffentlich gesunden Mischwald entgegen. Die Fichten werden sich selbst überlassen. Was im ersten Moment verstörend aussieht, ist im zweiten Moment gut. Denn das Altholz der Fichten wird nicht entfernt, sondern wird dem natürlichen Kreislauf überlassen. Pilze, Würmer und anderes Getier zerlegen das Holz und es entsteht eine gesunde Humusschicht. Dadurch, dass die Fichten absterben, gibt es wieder Licht für Bäume wie die Buche oder Esche, die im Lichtschatten der Fichten keine Chance hatten, heranzuwachsen. Buchen zum Beispiel kommen auch mit wärmeren Temperaturen zurecht, was dauerhaft gesehen (und Bäume haben eine viel längere Lebensdauer als wir s. Blogeintrag „Das geheime Leben der Bäume“)leider von Nöten sein wird.

Ich bin traurig über die vielen toten Bäume, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass hier eine neue Möglichkeit entstanden ist, Natur wieder natürlich zu machen. Und so sehen es auch die Landesforsten im Harz.

Hier findest du noch ein kurzes Video zum Thema Wald im Wandel.

Wie geht es dem Wald, den du kennst? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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