Kleider machen Leute

Kennst du das:

Du bist in der Stadt und hast eine halbe Stunde Zeit, die du überbrücken musst. Du landest wie vom Magneten gezogen bei H&M (oder einer anderen Marke deiner Wahl). Genauso magnetisiert landen ein T-Shirt und ein Hose in deiner Tasche. Nicht geklaut selbstredend. Sondern für ein paar Euro fünfzig und ohne, dass du sie wirklich brauchst.

Zu Hause angekommen stellst du fest, dass sie dir eigentlich gar nicht so gut gefallen und außerdem auch nicht optimal passen wie du dachtest. Und ein halbes Jahr später landen sie in der Altkleidersammlung. Mir ist das früher häufig passiert. Manchmal hab ich auch ein tolles Schnäppchen dabei gehabt und mich ehrlich darüber gefreut. Aber dann las ich über das Thema Kinderarbeit und ich las über den Produktionsprozess unserer Kleidung (dazu in diesem Artikel mehr) und ich las über die Transportwege (dazu findest du in nächster Zeit etwas, hier im Blog) und mir wurde ganz schlecht.

Wusstest du, dass ein T-Shirt im Schnitt 20.000 Kilometer zurücklegt, bevor es in Deutschland verkauft wird?

Das ist eine Strecke, die ich mir kaum vorstellen kann. Nun aber ein kleiner Ausflug zur Produktionskette der Kleidung. Was alles an Gründen zusammenkommt, von billig hergestellten Klamotten abzusehen, liest du hier:

  • Der industrielle Baumwollanbau setzt massiv Pestizide ein, die im Wasser, bei den Arbeitern und auch in der Kleidung (und somit auch bei uns) landen.
  • Baumwolle benötigt extrem viel Wasser. Zusätzlich muss stark gedüngt werden, um so viel Ertrag wie möglich zu erhalten.
  • Das Färben und Spinnen der Stoffe ist auch nicht Ohne. Beim Färben werden extrem umweltschädliche Chemikalien verwendet, die ebenfalls das Wasser, die Böden und die Arbeiter belasten.
  • Ausgerechnet diejenigen, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, damit wir unsere Kleidung für einen Appel und ein Ei kaufen können, haben Löhne, die für uns unvorstellbar sind. Noch viel schlimmer wird es, wenn wir wissen, dass Kinder unter schlimmsten Voraussetzungen arbeiten. Zehn Stunden täglich für einen Stundenlohn von umgerechnet 20 Cent zu schuften, um überleben zu können, ist keine Seltenheit. 

 

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was ich anders machen kann. 

Die einfachste Veränderung ist, meine Zeit nicht mit Lust-(oder Frust?-)käufen totzuschlagen. Ich versuche, Kleidung nur dann zu kaufen, wenn ich sie wirklich brauche. Das coole daran ist, dass ich auf diesem Weg Geld spare und dadurch in der Lage bin, Kleidung zu kaufen , die mir früher viel zu teuer gewesen wäre. Aber teuer allein ist kein Kriterium für GUT. Der entscheidende Punkt ist, dass ich auf einschlägige Siegel wie zum Beispiel das Siegel „Grüner Knopf“ und die verarbeiteten Materialien achte. Auf folgender Seite findest du eine Übersicht (fast) aller Siegel mit einer kurzen Erklärung, wofür sie stehen und ob sie wirklich aussagekräftig sind:

https://www.siegelklarheit.de/#textilien

Auch auf Fairtrade Siegel wie FAIR WEAR oder Fairtrade Cotton habe ich jetzt einen Blick (Fairer Handel sorgt sich um bessere Arbeitsbedingungen und Löhne, berücksichtigt aber auch Umweltaspekte).

Kennst du die Novelle „Kleider machen Leute“ von Gottfried Keller? Hier kannst du sie nachlesen:

https://www.lugiland.de/wp-content/uploads/2020/11/kleider_machen_leute.pdf

Außerdem habe ich den Flohmarkt nochmal neu entdeckt. Einerseits kann ich günstig Kleidung bekommen, andererseits verkaufe ich auch regelmäßig (nicht nur Klamotten). Und wer darauf keine Lust hat, kann sich bei Ebay Kleinanzeigen umsehen und hier ebenfalls in beide Richtungen unterwegs sein. Sowohl auf dem Flohmarkt als auch bei Ebay habe ich zusätzlich sehr nette Leute kennengelernt und diverse coole Gespräche geführt. Das allein macht schon Spaß.

Alles in Allem habe ich das Gefühl, irgendwie entlastet zu sein, seit ich meine Spontankäufe aufgegeben habe und mehr Aufmerksamkeit in mein Kaufverhalten stecke. Es fühlt sich so an als wäre ich von einem Konsumzwang befreit. Klingt komisch, ist aber so. In einem der nächsten Blogbeiträge stelle ich dir ein interessantes Material vor, aus dem Stoff hergestellt wird,  der super kuschelig ist und ohne Erdöl auskommt. Neugierig geworden? Dann kannst du Greenbees abonnieren abonnieren und wirst automatisch mit den neuesten Artikeln versorgt.

Worauf achtest du beim Kauf von Kleidung? Was ist deine Plattform, wenn du Klamotten kaufen möchtest? Hinterlasse gerne einen Kommentar.

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