Otto-Normal-Verbraucher

Kennst du diesen Spruch noch? „Ottoversand-Hamburg“?

Ich bin gefühlt damit aufgewachsen und er ist mir in Fleisch und Blut 
übergegangen. Das heißt nicht, dass ich (noch) dort bestelle, aber es
heißt auch nicht, dass ich niemals bei Otto bestellt habe (dazu später
mehr).

Letztens stand ich vor einem großen Werbeplakat von ebendiesem Versandhandel. Die Aufschrift lautete:„Veränderung beginnt bei uns.“ Tja, dachte ich mir. wäre doch wirklich schön, wenn es so wäre.
Und siehe da, meine Recherchen ergeben, dass sich das Unternehmen um
nachhaltige Lösungen bemüht. Jedenfalls an einigen Stellen.

An einigen Stellen ist insofern richtig, als man sich beim direkten Otto-Versandhandel um mehr Nachhaltigkeit bemüht. Zur Otto-group gehören aber sehr viele andere Unternehmen. Dazu gehören zum Beispiel „About You“, „Bonprix“, „Manufactum“, „my toys“, „Quelle“, „limango“, „Hermes“ und noch sehr viele mehr. Versuchen auch alle diese zu Otto gehörenden Firmen ihre Produktion nachhaltiger, CO2 neutraler und fairer zu machen? 

Allein das Wissen, um die Größe und Macht des Unternehmens lässt mich daran zweifeln. 

OTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOTTOT

Es gibt zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit der Firma
WILDPLASTIC. Die Idee von Wildplastic ist, Plastik, das in Ländern ohne
funktionierende Müllentsorgung, einfach in der Natur landet, zu sammeln,
zu Granulat zu verarbeiten und daraus wieder neue Plastiktüten
herzustellen. Wenn du über Wildplastic mehr erfahren willst, kannst du das hier tun: https://www.wildplastic.com.Otto erklärt auch, warum es ihrer Meinung nach notwendig ist, zum
Beispiel T-Shirts in Plastik zu verpacken. Einerseits wird gesagt, dass
die Ware nur so unversehrt bleibt. Desweiteren ist der Plastikbeutel zur
Erkennung der Ware notwendig. Sagt der Ottoversand. Und da muss ich
sagen, dass ich dem Braten nicht traue. Denn unbeschädigt ankommen und
gekennzeichnet werden, kann auch eine andere Umverpackung wie Papier. Auch die Kartons bestehen laut Otto aus FSC-zertifizierter Recyclingpappe. Das ist gut! Außerdem hat Otto gemeinsam mit dem Avocadostore und Tchibo
Mehrwegverpackungen von RePack getestet. Hat wohl gut gefallen, wird
aber offenbar nicht genutzt, da es auf der Seite nicht weiter
beschrieben wurde.

Bis hierher war eigentlich das Meiste annehmbar, aber….

Eine Woche nachdem ich das oben beschriebene Plakat sah, hatte
ich Werbung im Briefkasten (obwohl ich extra ein Schild angebracht habe,
auf dem „BITTE KEINE WERBUNG“ steht). Das Ding ist, dass ich, als ich
noch blind-und blauäugig (passt bei mir) durch die Gegend lief, das eine
oder andere Mal bei Otto bestellt habe. Seitdem bekomme ich Werbung von
besagter Firma. Diese ist mit meinem Namen und meiner Adresse versehen
und wird aus diesem Grund von der Postbotin bei mir eingesteckt. Na gut,
kann ich sagen, schmeiß ich sie in den Papiermüll.

Das mache ich natürlich, aber ich möchte eigentlich so wenig
Papiermüll wie möglich produzieren und bin so gezwungen, etwas in Händen
zu halten, was meinem Verhalten normalerweise nicht entspricht. Der
eigentliche Punkt kommt aber hier:

Der Hochglanzprospekt der Firma Otto war zusätzlich in Plastik verpackt!

Wirklich jetzt? Ja! Ich dachte auch, ich seh nicht richtig, aber er befand sich in einer Plastikhülle! Wie war der Satz in Ottos Werbung? „Veränderung beginnt bei uns.“! 

Mir drängt sich da der Verdacht auf, dass viel in Werbung und gut
klingende Projekte investiert wird, aber bei genauerem Hinsehen nicht
wirklich verändert wird.

Mein nächster Schritt war nun, den Ottoversand anzuschreiben. Folgende Mail ging raus:

„Hallo. Ich erhalte von Ihnen postalisch Werbung. Diese möchte ich
abbestellen! Außerdem möchte ich Sie darauf hinweisen, dass ihre
Hochglanzprospekte in Plastik verpackt sind, was zu Ihrer Aussage.
„Veränderung beginnt bei uns“ (dieser bezog sich auf das Thema
Nachhaltigkeit), die Sie letztens als Werbespruch benutzten, nicht
wirklich zusammenpasst. Bitte leiten Sie diese Beschwerde an die
geeignete Stelle weiter.

Es wäre schön, wenn Sie mir antworten und mir bestätigen, dass die
Werbung in dieser Form nicht mehr in meinem Briefkasten landen wird.

Herzlichen Dank.“

Zu meiner großen Überraschung bekam ich postwendend eine Antwort.
Zunächst nur auf meine Bitte, die Werbung künftig nicht mehr an mich zu
schicken. Ich wurde aus dem Verteiler genommen. Überraschend einfach!

Allerdings war keine weitere Bezugnahme auf meine „Beschwerde“ in der
Mail zu finden, woraufhin ich noch einmal nachgefragt habe. Auf meine
zweite Mail gab es dann tatsächlich eine Antwort. Diese hier komplett
abzudrucken, wäre überdimensioniert.  Hier nur ein kleiner Auszug:

„Wir setzen Folie ein, damit unsere Werbemittel sicher und unversehrt
bei unseren Kunden ankommen. Mit der Folierung können wir außerdem
sicherstellen, dass jeder Kunde genau die Kataloge bekommt, die seinen
Interessen entsprechen, also auch mehrere Kataloge.

Die Stärke unserer Folie haben wir in den letzten Jahren
kontinuierlich reduziert, um Ressourcen zu sparen. Aktuell ist die Folie
nur noch halb so dünn wie ein menschliches Haar und auch recycelbar.

Unsere Rücknahme- und Verwertungspflichten erfüllen wir in Zusammenarbeit mit dem Grünen Punkt.“

Ich muss sagen, dass ich positiv überrascht bin. Ich bin zwar immer
noch der Meinung, dass Hochglanzkataloge nicht einschweißt werden
müssen, um unversehrt beim Kunden anzukommen. Aber immerhin ist Otto
bemüht, sich nachhaltiger als zuvor zu verhalten.

Fazit:

Meinen Anfangsverdacht, dass Nachhaltigkeit bei Otto nicht beginnt,
muss ich insofern revidieren, als Otto beginnt, nachhaltiger zu denken.
Das heißt natürlich noch lange nicht, dass du uneingeschränkt mit guten
Gewissen bei Otto bestellen kannst, wenn dir Nachhaltigkeit wichtig ist.
Aber das eine oder andere Produkt ist möglicherweise doch geeignet.

Hast du auch Erfahrungen mit Werbung im Briefkasten? Wie gehst du damit um. Wie immer freue ich mich über deinen Kommentar.

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