Hurra, ich fahre Roller. Wie in Kindertagen!

Wo früher Kinder durch die Gegend sausten, flitzen nun Erwachsene mit elektrischen Scootern durch die Stadt. Kein Antreten mit dem einen Bein und Standhaftigkeit mit dem anderen. Die Atmung bleibt hübsch entspannt. Aber es geht schnell. Schneller als zu laufen, schneller als mit dem Fahrrad zu fahren (stimmt nicht) und je nach Strecke auch schneller als mit den Öffis.

 

Aber was ist der Preis dafür? Die Scooter sind elektrisch betrieben und müssen demzufolge mit Strom geladen werden. Das ist zugegebenermaßen relativ einfach herzustellen, denn Strom gibt es in jeder Steckdose (trotzdem muss er erzeugt werden…). Das eigentliche Problem sind die Akkus. Die Herstellung der Akkus ist enorm energieaufwändig. Meistens kommen die Akkus aus China, wo die benötigte Energie aus (zum Großteil) aus Kohlekraftwerken stammt. Die heutigen Akkus sind nicht mehr aus Blei, das sehr giftig ist, sondern aus Lithium. Und hier lauert bereits das nächste Problem. Lithium wird zum Beispiel in Australien im Tagebau gefördert, aber auch Chile und Argentinien haben Lithiumvorkommen in großem Maße. Beim Abbau des Lithium kommt es dabei zu einer echten Naturkatastrophe.

Zum Beispiel in der Atacama-Wüste in Chile, die auch letztens traurige Berühmtheit wegen weggeworfener Kleidung erlangte (hierzu gibt es demnächst einen Blogeintrag), wird mit riesigen Maschinen das Erdreich umgewälzt, um neue Brunnen und Transportwege zu bauen. Hierbei wird die natürliche Barriere zwischen Salz-und Süßwasser zerstört. Ist einmal Salz in ein Süßwasserdepot gelangt, ist das nicht mehr reversibel. Das natürliche Gleichgewicht gerät aus den Fugen. Die dort lebende indigene Bevölkerung hat immer größere Schwierigkeiten, an Trinkwasser zu gelangen. Außerdem wird ein feiner Staub freigesetzt, der vermutlich Natriumhydroxid ist und der die heimischen Lamas und Vikunjas (eine Kamelart, die dort lebt und ähnlich aussieht wie Alpakas) vergiftet. Natriumhydroxid wird zur chemischen Behandlung des Lithiums verwendet. Zusätzlich stecken in den Lithiumbatterien aber auch Nickel, Kupfer, Kobalt und Aluminium.

 

Als Beispiel wähle ich hier den Abbau von Kobalt. Im Kongo zum Beispiel gibt es größere Vorkommen. In den Bergwerken arbeiten viele Kinder, die in den engen Stollen besser vorankommen als Erwachsene. Arbeitsschutz gibt es hier kaum. Keine Helme, keine Handschuhe, keine Krankenversicherung und ein Lohn von umgerechnet 2-4€, der keine Familie ernähren kann. Den Gewinn streichen die großen Firmen ein. Zusätzlich zu der katastrophalen Ausbeutung der Kinder und Erwachsenen, die für diese Firmen schuften, kommt es zu schwerwiegenden Umweltschäden. Häufig gelangen Schwermetalle ins Grundwasser, was nicht nur Mensch und Tier, sondern auch den Boden und die Flora schädigt.

Natürlich kann man jetzt sagen, dass Elektroautos doch bei weitem die größere Batterie haben und viel mehr zur Umweltzerstörung beitragen als so ein kleiner Roller, dessen Batterie noch nicht einmal ein Zehntel der Größe eines Elektroautos ausmacht. Den Vergleich siehst du hier:

E-Scooter-handelsübliche Preisklasse zwischen 200 und 700 €……..Akkukapazität zwischen 180 und 220 Wh (Wattstunden)/ca.20 km

Elektroauto-hier Hyundai Ioniq Elektro Style…….16,3 kWh (Kilowattstunden) /100km

Daraus ergibt sich, dass ein Roller auf 100 km ungefähr eine kWh verbraucht und ein Elektroauto das 16 (bis locker 20-fache, je nach Modell).

Die Frage, die sich mir stellt ist aber: Brauchen wir diese Scooter wirklich? Ist es notwendig, ein neues elektrisch betriebenes Fahrgerät zu benutzen?

Bisher jedenfalls kam man in der Großstadt prima mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad und zu Fuß zurecht (und natürlich auch mit dem Auto). Die Scooter liegen haufenweise auf den Bürgersteigen herum. Sie landen in Spree, Alster und anderen Gewässern, wo sie umständlich geborgen werden müssen und nebenbei weiteren Schaden an der Umwelt verursachen. Muss das sein?

Ich empfinde die E-Scooter als einen weiteren Versuch der Industrie, uns etwas zu verkaufen, was wirklich kaum jemand ernsthaft braucht. Ein weiterer Schritt in Richtung Wohlstand, der darauf pfeift zu gucken, was mit der Umwelt passiert. Ein E-Scooter ist definitiv kein umweltfreundliches Vehikel, es sei denn, es ersetzt das Auto. Aber das ist sicherlich in den seltensten Fällen so.

 

Fazit: E-Scooter sind ein teures umweltschädliches Spielzeug, das kaum einen Nutzen hat als dem Hersteller neue Einkünfte zu sichern.

Was sind deine Erfahrungen mit E-Scootern. Wie ist deine Meinung zu ihnen?

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